
Mit klopfendem Herzen schwinge ich die eiserne Bratpfanne und treffe den Einbrecher überraschend perfekt. So perfekt, dass der hintenüberkippt und krachend zu Boden geht.
Die Pfanne noch immer kampfbereit, spicke ich um die Ecke.
»Scheiße.«
Da liegt kein Einbrecher, sondern eine Frau! Und was für eine. Sie sieht toll aus. Nicht nur im Gesicht. Ihr Körper ist der Wahnsinn. Außerdem ist sie sehr elegant angezogen. Sogar High Heels trägt die Dame. Sie ist entweder eine echt heiße Anwältin oder eine toughe Geschäftsfrau. Mit ziemlich rotem Lippenstift und angeklebten Wimpern. Wer zur Hölle ist sie und was macht sie in meinem Haus?
Dummerweise bewegt sie sich nicht mehr. Habe ich sie umgebracht? O nein! Dafür wandere ich ins Gefängnis! Ernsthaft – kein Mensch wird mir glauben, dass ich in Notwehr gehandelt habe. Gut, sie liegt in meinem Haus. Wiederum: Welcher Richter nimmt mir ab, dass die Frau hier eingedrungen ist? Keiner. Na Klasse! Ich würde sagen: Ab sofort geht mein Leben den Bach runter. Man wird mir nicht nur den Mord an ihr nachweisen, nein, sicher wird man weitere Morde finden und mir diese genauso anlasten. Ich bin ein Mörder! Ich komme lebenslang ins Gefängnis! Und das nur, weil diese Frau die verdammte Klingel nicht gefunden hat. So werden Leben zerstört!
Mit hängenden Schultern betrachte ich das Elend, das meinem Schicksal eine neue Wendung gegeben hat. In diesem Moment öffnet sie die Augen.
Okay, die gute Nachricht: Sie lebt noch. Wir reden also nur von Körperverletzung.
Die schlechte Nachricht: Jetzt muss ich ihr erklären, was ich getan habe.
Ob ich einen Krankenwagen rufen sollte? Ich beuge mich über sie und versuche zu erkennen, ob ihre Pupillen unnormal aussehen. Die Frage ist nur: Was ist unnormal?
Die Frau sieht mich an, sagt aber kein Wort. Eine Erklärung, was sie in meinem Haus sucht, wäre schon schön.
»Moin«, sage ich.
»Sind Sie ein Meermann? Oder sagt man Meerjungmann? Aber was ist dann mit den alten?«
Okay, der Schlag hat offensichtlich einen Schaden hinterlassen – hoffentlich keinen bleibenden. Besser, ich spiele mit, bevor die Frau wieder bei Verstand ist und mich für den Pfannenschlag zur Verantwortung ziehen will – also anschreit, schlägt und die Polizei ruft. »Die nennt man bestimmt Meeraltmänner.«
Ihre Augen tanzen. Sie scheint über meine Worte nachzudenken.
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«, fragt sie und jetzt klingt sie wütend.
»Sie haben damit angefangen.«
Die Frau schließt die Augen und fasst sich an die Stelle an ihrer Stirn, die ich vor wenigen Minuten mit der gusseisernen Pfanne erwischt habe. Man sieht die Stelle ziemlich gut, vermutlich wird da in den nächsten Tagen ein ordentliches Horn prangen. Ich hab sie ganz schön heftig erwischt.
»Geht’s wieder?«
Sie nickt und sieht sich um. Plötzlich setzt sie sich ruckartig auf und schreit mich an. »Was zur Hölle machen Sie hier? Ist Ihnen klar, dass das hier mein Haus ist? Was sind Sie? Ein Hausbesetzer? Frauenschänder? Entführer?«
Was fällt der ein? »Nichts davon! Im Übrigen könnte ich Sie dasselbe fragen! Machen Sie das öfter – in fremde Häuser eindringen und so tun, als gehörten sie Ihnen? Ich sollte die Polizei rufen.« Ha! Genau – ich drehe den Spieß einfach um und zeige sie an!
»Die …?! Na, hören Sie mal! Dieses Haus gehört mir!«
O Mann, die Dame ist komplett verwirrt. »Steht wo?«
»Im Schreiben des Anwalts meiner Großmutter.«
»Ihrer Großmutter?« Das ist Helgas Enkelin? Das ist Anne? Nach Helgas Erzählungen habe ich sie mir völlig anders vorgestellt. Wobei – nein. So viel anders ist sie gar nicht. Sie ist genau das verzogene, egoistische New Yorker-It-Girl, das ich mir vorgestellt habe. Nur die Details unterscheiden sich.
Wut steigt in mir auf. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Helga, die jeden Tag gehofft hat, ihre Enkelin noch einmal sehen zu können. Aber das egoistische Miststück ist einfach nicht gekommen. Jeden verdammten Tag habe ich Helga gesagt: Vielleicht heute! Aber Helga ist gestorben, ohne dass ihr letzter Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Ob Anne das weiß? Ob sie ahnt, was sie angerichtet hat? Wahrscheinlich nicht. »Dann sind Sie die Enkelin, die sich nach Amerika abgesetzt und Helga hängen lassen hat?«
»Ich habe Oma nicht hängenlassen! Oma wollte immer, dass ich meinen eigenen Weg gehe …«
»Und hat in der Zeit allein einen Laden und ein ganzes Haus gewuppt. Aber zum Glück hatte sie ja irgendwann Hilfe.« Nämlich mich.
»Ihre, oder was?«
»Ganz genau.« Anne wird ganz grün im Gesicht. Zeit, dass wir klare Verhältnisse schaffen, damit sie ihr Köfferchen nehmen und ins Reriker Hotel umziehen kann. »Ich heiße übrigens Samuel. Und ich besitze ein Schreiben Ihrer Großmutter, das bestätigt, dass die Hälfte des Hauses mir gehört. Wo genau ist nochmal Ihres?«
»In meiner Tasche!« Sie greift nach ihrer Tasche, hält kurz inne, und übergibt sich dann auf den Dielenboden. Starker Auftritt.
Es wird eine ganz schöne Sauerei, das aufzuwischen. Darum werde ich mich kümmern, sobald diese Lady bei einem Arzt ist.
»Okay, Prinzessin, Sie gehören in ein Krankenhaus.«
Ich will ihr hochhelfen, aber sie schlägt meine Hände weg. »Neineineinein! Ich lasse mich von Ihnen sicher nicht in ein Krankenhaus abschieben! Das ist mein Haus und Sie werden mich nicht daraus vertreiben.«
Manchen Menschen ist nicht zu helfen. »Von mir aus. Auf Ihre Verantwortung. Und wo gedenken Sie zu nächtigen?«
»Natürlich hier!«
»Im Flur?« In Ihrer Kotze?
»Sicher nicht. Ich schlafe dort. Das war früher mein Zimmer.«
Sie zeigt auf mein Zimmer. Bei meinem Einzug hingen noch ihre Tokio-Hotel-Poster an den Wänden. »Tja, Pech. Jetzt ist es meins. Da werden Sie sicher nicht schlafen.«
»Mir egal, wessen Zimmer das jetzt ist, es ist meins und basta.« Sie rappelt sich auf, wirkt aber nicht sehr standfest. Am Ende kippt sie mir ein weiteres Mal um.
»Brauchen Sie Hilfe?«
»Selbstverständlich nicht!«
»Natürlich nicht.« Trotzdem bleibe ich besser dicht neben ihr. Sie muss sich an der Wand entlanghangeln, um nicht umzufallen. Schon wieder wird ihr Gesicht grün. Noch mehr Gallenflüssigkeit auf den Dielen und ich kotze daneben.
»Mein Gott, so viel Sturheit ist ja nicht auszuhalten. Kommen Sie!«
Ohne auf Gegenwehr zu achten – die nicht mal kommt – packe ich sie unter den Achseln und hebe sie hoch. Im selben Moment wird sie schwer wie ein Sack Mehl und auch genauso bleich im Gesicht. Scheiße! Jetzt ist sie wirklich tot.
»Wollen Sie mich heiraten?«
Seit vier Stunden sitze ich neben dem Bett und warte darauf, dass Anne aufwacht oder sich bewegt. Tot ist sie nicht, das war mir schnell klar, nachdem ich einen Puls gespürt habe. Also habe ich sie in mein Bett gelegt und seither gewartet, dass sie aufwacht. Darüber muss ich eingenickt sein, denn ihre Frage lässt mich aus dem Schlaf aufschrecken – und auch inhaltlich, denn: Wie bitte, was?
»Entschuldigung?«
»Wollen Sie mich heiraten?«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Sie sind ein attraktiver Mann.«
»Vielen Dank.«
»Und scheinen wohlerzogen zu sein.«
»Wohlerzogen, aha.« Die spinnt. Vielleicht sollte ich doch einen Krankenwagen rufen. »Ich werde kurz mal telefonieren, bleiben Sie einfach hier liegen, ja?« Ich stehe auf und will das Zimmer verlassen, aber sie greift nach meinem Handgelenk und hält mich fest. »Lassen Sie mich nicht allein. Bitte.« Beim letzten Wort bricht ihre Stimme und Tränen sammeln sich in ihren Augen. Wer kann schon Frauen weinen sehen? Ich nehme ihre Hand in meine und setze mich auf die Bettkante. »Es wird alles wieder gut. Ich würde gerne einen Krankenwagen rufen, damit Ihnen jemand helfen kann.«
»Wo bin ich?«
»Im Haus Ihrer Großmutter.« Und ich habe dir eine Pfanne vor den Kopf gehauen.
»Ich möchte hierbleiben. Gehen Sie bitte nicht weg, bitte.« Schon schließt sie die Augen wieder und umfasst meine Hand nun auch mit ihrer anderen – nimmt mich so gefangen. Notgedrungen bleibe ich neben ihr sitzen und beobachte, wie sie erneut in einen tiefen Schlaf fällt.
Blinzelnd öffnet Anne die Augen.
»Guten Morgen.«
Ihr Blick huscht durch den Raum, über mein Gesicht und ihre Augen werden rund. Vorsichtig hebt sie die Decke an und spickt an sich herunter. »Okay, wir hatten keinen Sex«, sagt sie.
Ich lache. »Nein, für gewöhnlich praktiziere ich keinen Geschlechtsverkehr mit ohnmächtigen Frauen. Das finde ich nicht sehr reizvoll.«
»Ohnmächtig?«
»Ich habe Sie für einen Einbrecher gehalten und Ihnen eine Bratpfanne auf den Kopf gehauen. Genauer gesagt: gegen die Stirn. Tut mir sehr leid.« Besser, ich lege die Karten auf den Tisch.
»Oh … Oh! Ich hätte sicherheitshalber klingeln sollen, natürlich!«
»Ja, das wäre besser gewesen.« Wir lächeln und ich bin froh, dass sie meine Attacke so gut aufnimmt. Anne Schreiber hat jetzt eindeutig bessere Laune und scheint doch nicht so ein Miststück zu sein, wie ich dachte.
»Ich bin wegen des Hauses hier. Meine Oma ist ja gestorben.«
»Und Sie haben die Hälfte geerbt.«
»Ja, genau.« Vorsichtig setzt sie sich auf und hält sich den Kopf. »Hören Sie, ich hoffe, es macht Ihnen keine Umstände, aber ich müsste Sie um zwei Gefallen bitten.«
»Aber natürlich.« Sie ist wirklich nett! Was für ein süßes Mädchen! So habe ich sie mir beim besten Willen nicht vorgestellt. Ich habe wirklich geglaubt, sie wäre ein Miststück.
»Könnten Sie mir ein Glas Wasser holen?«
»Sicher. Und was noch?«
»Ich müsste furchtbar dringend auf die Toilette. Aber ich befürchte, mein Kreislauf könnte mich im Stich lassen – würden Sie mich wenigstens bis zur Tür begleiten? «
»Na klar. Kommen Sie, ich helfe Ihnen aus dem Bett.« Sie ist tatsächlich schwach auf den Beinen, aber dafür erzählt sie, wie sie als Kind mal ein ganzes Glas Schokonusscreme auf dem Kleiderschrank in ihrem Zimmer gefunden hat – das muss Helga dort vor ihr versteckt haben – und das Glas ratzfatz leer gegessen hat. Darüber lachen wir und ich erzähle ihr, wie ich einmal meinen Vater auf den Balkon gesperrt habe. Es war Winter und der Arme hatte nur einen Schlafanzug an. Die Nachbarn haben seine Rufe gehört und die Feuerwehr alarmiert. Wir lachen, bis uns die Tränen kommen.
Sie verschwindet im Bad und ich warte wie ein Gentleman mit einigem Abstand auf dem Flur. Als die Tür wieder aufgeht, lächelt sie. »Könnte ich das Wasser in der Küche trinken? Ich freu mich so, endlich wieder hier zu sein.«
»Klar. Wie lange waren Sie nicht da?«
»Hm. Das müssen jetzt sieben Jahre gewesen sein. Bis auf Weihnachten – da war ich immer da. Nur nicht letztes Jahr, da hat es nicht geklappt. Und im Jahr davor ist mir auch was dazwischengekommen. Oh, ja – da waren wir bei Johns Familie.«
»John ist Ihr Freund?«
»Ex-Freund. Und hey, können wir uns nicht einfach duzen? Wir sind doch fast im selben Alter. Ich bin Anne.«
»Samuel.«
Wir reichen uns feierlich die Hände. »Prima. Und wenn du mich jetzt noch einmal siezt, soll dein Bier für immer warm sein.«
Ich lache. »Was ist das denn für ein Fluch? Den lernt man aber nicht bei Bibi Blocksberg.«
»Sicher nicht! Das ist ein moderner Fluch.«
»Du bist also eine Hexe?«
»Nein, aber ich bin bezaubernd.«
Das bist du tatsächlich, denke ich, während ich in ihr hübsches Gesicht blicke. Ich könnte sie ewig ansehen. Sie hat wirklich etwas Magisches an sich, etwas, das mich nicht mehr loslässt.
Wir lächeln und ich helfe ihr, sich zu setzen, und gieße ihr ein Glas Wasser ein.
»Seit wann wohnst du hier?«
»Etwas über ein Jahr.«
»Schön.«
»Du findest das gut?«
»Klar. Warum nicht?«
»Na ja … Hast du keine Sorge, ich könnte ein Erbschleicher sein, oder so was? Immerhin hat sich ein fremder Mann bei deiner Großmutter eingenistet und ein Jahr später ist sie tot und vererbt ihm die Hälfte ihres Hauses. Also ich fände das komisch.«
»Wenn du das so sagst, bekomme ich ein bisschen Angst vor dir.«
»Oh, nicht doch. Vor mir musst du keine Angst haben.« Im Gegenteil. Ich würde dich vor allen Gefahren beschützen – bis ans Ende meines Lebens.
»Ich finde es schön, dass Oma nicht allein war. So ohne mich.« Anne nimmt noch einen Schluck und lächelt steif. Sie weiß es also. Sie weiß, dass sie ihre Oma im Stich gelassen hat.
»Und was machen wir jetzt?«, fragt sie.
Eigentlich müsste ich arbeiten. Heute finden zwei Kurse statt. Aber viel lieber würde ich Zeit mit ihr verbringen. Dann muss ich zwar auf die Einnahmen verzichten, aber … irgendwie habe ich das Gefühl, es könnte sich lohnen.
»Wir schauen uns einen Film an«, schlage ich vor.
»Cool! Aber vorher mache ich mich frisch.«
Mit ihrer dunkelblauen Beule macht sie sich auf den Weg ins Bad und wirkt dabei schon stabiler. Das Wasser hat anscheinend Wunder gewirkt.
Während sie duscht, sage ich die Kurse ab und bereite alles vor. In meinem Zimmer gibt es einen Fernseher – den einzigen im ganzen Haus. Ich stelle eine Karaffe Wasser bereit und finde sogar noch eine Tüte Chips – perfekt! Dazu ein paar belegte Brote, falls sie Hunger bekommt. Außerdem lasse ich den Rollladen runter, damit die Sonne nicht auf den Bildschirm scheint.
Anne betritt das Zimmer. Sie trägt nichts weiter als eine kurze Sweat-Hose und ein T-Shirt – verdammt, und wenn ich es bei dem kurzen Blick richtig gesehen habe, hat sie darunter keinen BH an. In meiner Hose zuckt es wild. O nein, mein Freund. Schön langsam mit den wilden Pferden.
»Ganz schön dunkel. Hast du nicht ein paar Kerzen?«
»Ähm … nein. Aber vielleicht gibt es welche in der Küche, Moment.« Ich finde tatsächlich noch drei Kerzen von Helga, die sie vermutlich zur Weihnachtszeit nicht völlig abgebrannt hat, und kehre damit zurück in mein Zimmer. Anne sitzt im Schneidersitz auf meinem Bett und ich werfe einen vorsichtigen Blick auf ihre Beine. Sie sind perfekt. Wie es wohl wäre, diese Beine zu berühren? Wie sanft sich die Haut an ihrem Knie anfühlen muss. Und an ihren Innenschenkeln … Zu gerne möchte ich wissen, ob sie stöhnen würde, wenn ich mit dem Mund diese zarte Haut berühren würde.
»Danke für das Essen«, sagt sie. »Du wärst ein toller Ehemann.«
Deiner wäre ich tatsächlich gern. Ich zünde die Kerzen an, setze mich zu ihr aufs Bett und schalte den Fernseher ein.
»Was schaust du denn gerne?«
»Weiß nicht. Was Spannendes.«
Ich klicke mich durch die Auswahl, während Anne ein Brot nach dem anderen vertilgt. »Hier. Ein U-Boot-Drama. Ich hab den Trailer gesehen – der scheint gut zu sein.«
»Okay.«
Ich schalte den Film ein und eine ganze Weile sitzen wir nebeneinander, an den Rücken meines Bettes gelehnt, und schauen auf den Fernseher. Als es spannend wird und Wasser ins U-Boot eindringt, zuckt Anne zusammen und versteckt das Gesicht an meiner Schulter. Ein warmer Schauer überzieht meinen Rücken. Das hat noch keine Frau bei mir gemacht – sich an mich geschmiegt, um Schutz zu suchen. Vorsichtig lege ich einen Arm um sie und warte, ob sie ein Signal sendet, dass die Berührung ihr unangenehm ist. Aber das Gegenteil ist der Fall: Sie schmiegt sich noch enger an mich.
So sitzen wir eine Weile. Und dann gibt es in diesem verdammten Film doch tatsächlich eine Sex-Szene! Das kann doch nicht wahr sein! Ich habe extra den U-Boot-Film gewählt, weil auf U-Booten nur Männer unterwegs sind – dachte ich. Aber nein. In diesem U-Boot gibt es eine Ärztin. Ach Scheiße. Die Schauspielerin zieht sich das Oberteil über den Kopf und man sieht ihren nackten Rücken. Sie trägt keinen BH. Ich denke an die Frau neben mir, die ebenfalls keinen BH trägt und ihren Hitze ausstrahlenden Körper an mich schmiegt. Wie ihre Brüste wohl aussehen? Wie sie sich anfühlen? Meine Hose wird zu eng. Fuck, fuck, fuck – tief durchatmen. Gar nicht so einfach, denn der Typ im Film darf jetzt genau das tun, was ich gerne machen würde – die Brüste seiner Geliebten berühren.
Plötzlich wandert Annes Hand auf meinen Bauch und streichelt ihn. Ich versteife mich und halte die Luft an. Sie sieht auf und fragt flüsternd: »Ist das okay?«
Ich nicke. »Wenn es für dich okay ist?«
»Wir sind doch beide erwachsen, oder?«
»Ja, denke schon.« Auch wenn ich mich gerade wie ein Teenager verhalte.
»Ich finde«, sagt sie und ihre Finger wandern tiefer, »die Szene sehr …«, ihre Finger sind jetzt an meinem Schwanz angekommen und streicheln sanft darüber. Das Blut schießt mir in die unteren Regionen und ich kann kaum an mich halten, sie nicht zu packen und mich an ihr zu reiben, »anregend. Zumal so ein gutaussehender Typ neben mir sitzt.« Anne beginnt meinen Penis zu massieren und ich schließe die Augen. Sie bedeckt meinen Hals mit Küssen und bevor ich mich versehe, hat sie meine Hose geöffnet und meinen Schwanz befreit.
»Wow«, sagt sie. »Du bist gut bestückt.«
»Vielen Dank.« Sie setzt sich auf meinen Schoß und ich kann die Hitze ihrer Möse durch den Stoff der Hose spüren. Ihr Gewicht auf mir – ich könnte ihre Hüften an mich pressen und allein durch die Reibung kommen. Sie greift den Saum ihres T-Shirts, streift es sich über Körper und Kopf und lässt es achtlos auf den Boden meines Zimmers – ihres Zimmers – fallen. Ihre Brüste sind ein Traum. Groß für den zierlichen Körper. Einladend schimmert ihre Haut wie Samt und ihre Nippel sind hart.
»Berühr mich«, verlangt sie.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich gerade eine hilflose Frau zum Sex verleite.« Ehrlicherweise verleitet sie eher mich.
»Sehe ich so hilflos aus?«
Ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht und zeige auf ihre Beule. »Eventuell bist du noch nicht recht bei Sinnen.« Außerdem: Aus wie vielen ersten Treffen mit Sex entwickeln sich feste Beziehungen? Verdammt, ich will nicht nur Sex – ich will diese Frau, für den Rest meines Lebens.
»Ich bin bei Sinnen, glaub mir.«
Ich betrachte ihre Brüste und lecke mir über die Lippen. Langsam – nicht, dass sie es sich doch anders überlegt – lege ich meine Hand auf ihre Brust. Sanft streiche ich darüber und Anne schließt die Augen, legt den Kopf in den Nacken. Ich drücke etwas fester zu, spüre ihre harte Brustwarze unter meinen Fingern und streiche in kleinen Kreisen darum. Einmal kosten, nur ein einziges Mal schmecken. Ich bäume mich auf und lege den Mund auf ihre Brust, nehme so viel in mich auf, wie ich kann. Anne stöhnt und vergräbt die Hände in meinem Haar, zieht mich fester an sich. Sie fühlt sich so gut an, so warm, so weich, so sexy. Ich knabbere und lecke an ihrem Nippel, sauge daran und sie wird immer wilder, drückt mich fester an sich und beginnt, mit den Hüften auf mir zu kreisen. Stöhnend schiebe ich mich ihr entgegen und es würde mich sehr wundern, wenn sie ihn nicht spüren könnte.
Eine ihrer Hände wandert aus meinem Haar zwischen uns, zwischen ihre Beine – fasst sie sich selbst an? Ob ich vielleicht …?
Doch da spüre ich, was sie getan hat: Sie hat ihren Slip beiseitegeschoben. Sie sucht meinen Blick und wir sehen uns tief in die Augen. Langsam, quälend langsam, nimmt sie meinen Schwanz in sich auf. Mir bleibt die Luft weg. Noch nie – niemals – habe ich so intensiv gefühlt wie jetzt. Anne kreist ihr Becken, ohne den Blick von mir zu wenden. Ich bedecke ihren Hals mit Küssen, arbeite mich an ihrem Kiefer entlang bis zu ihrem süßen Mund. Wir küssen uns leidenschaftlich, wild. Sie reitet mich immer schneller und ich schiebe meine Hüfte höher, will sie noch tiefer ausfüllen. Sie wird jetzt so schnell, dass die Spannung in mir wächst – o bitte, noch nicht! Ich versuche, sie festzuhalten, will es noch länger hinauszögern, aber sie stöhnt leidenschaftlich und ihre Wangen sind feurig rot. Schließlich schreit sie spitz auf – o Gott, ist sie schön, wenn sie kommt – und schenkt mir noch ein paar Stöße, bis auch ich Erlösung finde. Schwer atmend fallen wir aufs Bett zurück und bleiben eine ganze Weile stumm liegen.
»Fuck«, sagt sie.
»Du sagst es.«
»Das meine ich nicht. Wir haben kein Kondom benutzt.«
»Nimmst du die Pille?«
»Schon. Aber wir kennen uns ja kaum. Vielleicht hast du irgendwelche Geschlechtskrankheiten.«
»Oder du.«
»Mh. Okay, folgende Vereinbarung: Beim nächsten Mal sorgst du für die Verhütung.«
Ich grinse. Es wird also ein nächstes Mal geben. »Einverstanden«, sage ich und küsse ihr Haar. Sie seufzt entspannt. »Und jetzt möchte ich schlafen.«
»Dann lass ich dich schlafen.«
»Machst du mir morgen früh Kaffee? Nur mit Milch, okay?«
»Okay.«
Als ich am nächsten Morgen aufwache, betrachte ich dieses schöne Wesen in meinem Bett. Ihre Beule ist ordentlich gewachsen und sieht schlimm aus. Außerdem hat sich eine ihrer künstlichen Wimpern halb gelöst und ihr Haar ist auf meinem Arm zu einem zerzausten Vogelnest mutiert. Gott, ich will den Rest meines Lebens neben dieser Frau aufwachen. Aber wie hoch sind die Chancen, dass aus uns etwas Festes wird? Verdammt, wir hatten Sex beim ersten Date – und es war noch nicht mal ein Date. Wie dumm von mir! Ich hätte es nicht zulassen dürfen, hätte sie vertrösten sollen. Verdammt, ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.
Langsam ziehe ich den Arm unter ihr weg und schleiche mich aus dem Zimmer – ich will sie nicht wecken. Die ganze Nacht über hat sie auf meinem Arm gelegen, ab und zu geseufzt und war einfach nur wunderbar. Scheiße, ich glaube, ich habe mich ernsthaft verliebt.
Grinsend mache ich mich fertig für den Tag und schalte die Kaffeemaschine an. Auf dem Flur ertönen Schritte. Meine Einbrecherin ist wach. Perfekt – der Kaffee ist gleich fertig.
Als ich Milch in ihre Tasse kippe, höre ich sie im Bad jammern. Ob sie sich wehgetan hat? Mit ihrem Kaffee in der Hand gehe ich zum Bad und klopfe an die Tür.
»Alles in Ordnung da drin?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Warum?«
Sie schließt die Tür auf und von jetzt auf gleich keift sie mich an: »Weil Sie mich beinahe totgeschlagen haben, Sie Idiot! Sehen Sie sich meine Stirn an!«
Statt ihrer Stirn betrachte ich ihr wirres Haar, das nach der vergangenen Nacht zu allen Seiten absteht. Kein Wunder bei dem, was wir getrieben haben … Ich grinse.
»Wagen Sie ja nicht, sich über mein Aussehen lustig zu machen!«
Warum siezt sie mich plötzlich? Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag: Sie kann sich nicht erinnern. Sie weiß nicht, dass wir Sex hatten, weiß nicht, dass wir auf einer Wellenlänge waren und … dass ich mich Hals über Kopf in sie verliebt habe. Sie hat keine Ahnung. Wir fangen wieder bei null an. Scheiße. Und das Schlimmste: Sie ist genau das egoistische Miststück, für das ich sie gehalten habe. Anne Schreiber ist ein verzogenes, egoistisches Ding, das keine Ahnung hat, was letzte Nacht passiert ist. Und ich werde einen Teufel tun, es ihr zu verraten.
»Ach, halb so wild«, entgegne ich distanziert. »Ich nehme positiv zur Kenntnis, dass deine Wimpern wieder sitzen. Ich dachte schon, die wären dir vor Schreck ausgefallen.«
Sie hat anscheinend überhaupt keine Ahnung mehr. Ich hatte Sex mit einer Frau, die meinetwegen so schwer verletzt worden ist, dass sie sich jetzt an nichts mehr erinnern kann. Was für ein Scheißkerl bin ich denn bitte? Niemand, wirklich niemand, darf je davon erfahren.
»Sie! Sie … Sie haben mich niedergeschlagen! Ich sollte die Polizei rufen!«
Wenn sie das tut und dann auch noch merkt, was letzte Nacht los war, dann stehe ich mit einem Bein im Knast – zum zweiten Mal, seit sie in mein Leben getreten ist.
Das war dein exklusives Bonuskapitel für Blumen mit Meer und Liebe. Hast du’s geliebt? Dann erzähl gerne deiner Freundin davon – ich freue mich immer über neue Leser.
Deine Liv

